Artikel von Hunde-Expertin Jenny Borghi www.perros.ch
Hunde fressen nicht grundlos schlecht oder kaum etwas. Es hat immer einen Hintergrund, welchen es herauszufinden gilt. Das ist nicht immer ganz so einfach. Vor allem wenn mehrere Faktoren zusammenspielen.
Gesundheitliche Faktoren beeinflussen den Appetit
Als allererste Massnahme muss der Hund gesundheitlich bei einem guten Tierarzt untersucht werden. Oft sind Schmerzen irgendwo im Körper Ursachen für die Appetitlosigkeit. Auch die Zähne müssen gut überprüft werden. Hat ein Hund Schmerzen beim Kauen, wird er nicht fressen.
Gestresste Hunde fressen nicht
Fast immer sind Stress bzw. zu viel Wirbel und Aktivitäten im Alltag, verantwortlich für die Appetitlosigkeit. Oft machen wir zu viel mit unseren Hunden oder vielleicht besser ausgedrückt zu viel vom Falschen und zu wenig vom Richtigen. Es werden Stress-Hormone ausgelöst, die zu Appetitlosigkeit führen. Was genau der Hund als Stress empfindet, ist sehr individuell, genau wie bei uns Menschen. Was für den einen normal ist, ist für den anderen viel zu viel. Täglich lange Spaziergänge und Wanderungen können genauso Auslöser sein, wie Ballspiele, Lärm und vor allem ein hektischer Alltag. In den deutschsprachigen Teilen Europas gibt es die Tendenz zu viel mit den Hunden zu machen, weil wir es ZU gut meinen und alles richtig machen möchten. Deshalb ist der Grund eines hyperaktiven Hundes bei uns meist die Überforderung. Ganz im Gegensatz mit den USA, wo viele Hunde einfach nur im Garten gehalten werden und somit unterfordert sind.
Nasen-Suchspiele fördern den Appetit
Viele Hunde werden körperlich sehr gut (oder zu viel) ausgelastet aber dürfen dabei die Nase verhältnismässig wenig einsetzen. Gemäss Anne Lill Kvam (ausgewiesene Fachfrau für Nasenarbeit sowie Rettungshunde und Minensuchhunde) kann ein Hund zwei Sandkörner auf einer Fläche von 500m Länge auf 50m Breite und 50cm Tiefe unterscheiden. Dies ist für uns Menschen unvorstellbar. Umso wichtiger ist es den Hund schnüffeln zu lassen, Nasen-Suchspiele zu machen oder ihn mit der Nase freudig „arbeiten“ zu lassen. Hunde lieben es ihr Futter zu Hause in der Wohnung mit der Nase zu suchen, aus einem Spielzeug herauszufischen oder unter einem Handtuch aufzuspüren. Selbstverständlich müssen je nach Erfahrung des Hundes die Suchspiele einfach gestaltet werden. Ziel bei den ersten Versuchen ist, dass der Hund das Futter innert weniger Sekunden findet. Erst wenn er das Spiel verstanden hat, kann in es in kleinen Schritten schwieriger gestaltet werden. Wettbewerbsdenken seitens der Hundehalter ist hier fehl am Platz. Hunde haben grossen Spass daran etwas (in deren Tempo) mit ihrer Nase zu finden, und als Besitzer macht es viel Freude den Hund dabei in aller Ruhe und ohne Worte oder Kommentare (!) zu beobachten.
Auf schnelle Bewegungen folgt automatisch eine Reaktion
In den Genen der Hunde ist fest verankert, dass auf eine schnelle Bewegung eines Objektes, Tieres oder Menschen eine Bewegung vom Hund folgt. Beim Jagen von Katzen oder Wild ist das meist nicht erwünscht aber beim Verweigern von Futter können wir uns das zu Nutze machen. Statt z.B. das Trockenfutter einfach in einen Napf zu stellen und somit bewegungslos zu präsentieren, kann man es über den Boden vom Hund Weg rollen. Je nach Hund muss das mit viel Schuss passieren. Bei sehr vielen Hunden erweckt dies einen Reflex und sie beginnen zu fressen. Machen Sie ein Spiel daraus. Umso weniger Sie dabei sprechen, desto einfacher und besser für den Hund.
Hunde brauchen Zeit und Ruhe zum Fressen
Einige Hunde die schlecht fressen, brauchen sehr viel Ruhe im Umfeld, damit sie sich sicher fühlen und sich getrauen zu fressen. Berücksichtigen Sie dies in Ihrem Alltag, planen Sie gut und nehmen Sie sich genügend Zeit! Umso gelassener Sie sind, desto eher kann es auch Ihr Hund sein.
Hunde mögen es nicht angestarrt zu werden
Ganz, ganz wichtig bei der Fütterung eines Hundes ist es diesen NICHT anzustarren. Gerade wenn ein Hund nicht frisst, sind wir so sehr gespannt, ob es klappt. In der Sprache der Hunde ist Starren ein unfreundliches und/oder bedrohliches Verhalten. Wenn Sie also einen etwas unsicheren Hund haben wird dieser aus Anstand nicht fressen, solange Sie ihn dabei bedrohlich anstarren.
Mehrere Hunde beim Füttern trennen
Falls sie mehrere Hunde haben ist es ratsam die Hunde bei der Fütterung zu trennen. Unsichere Hunde brauchen Zeit, bis sie fressen können. Wenn daneben ein verfressener Hund alles schnell herunter schlingt, um sich danach auf das Futter der anderen Hunde zu stürzen, dann wird der Ängstliche so nervös, dass Fressen nicht mehr möglich ist.
Bei einigen Hunden, die zutraulich aber unsicher sind und keinerlei Futteraggressionen haben, kann es hilfreich sein etwas Futter aus der Hand zu geben. Damit wird der Appetit angeregt und der Hund frisst danach von alleine. Achtung, bei Hunden, die in der Vergangenheit ihr Futter verteidigen mussten, ist davon unbedingt abzuraten. Genauso wie bei Hunden, die (noch) kein Vertrauen zu Menschen haben. In den letzten beiden genannten Fällen ist es meistens besser den Hund mit dem Futter ganz alleine zu lassen.
Futter muss lecker sein (für den Hund)
Es kann auch sein, dass Ihre Fellnase das Futter schlicht weg nicht mag. Trockenfutter ist für Hunde etwa genauso interessant wie Instant-Suppe für uns Menschen. Es braucht Abwechslung! Nicht zu viel, weil das viele Hunde nicht vertragen und zwei bis drei Mal pro Woche etwas Frisches und/oder saftiges zum bestehenden Futter beimischen.
Sie sehen, es gibt verschiedene Hunde, verschiedene Gründe, warum Hunde nicht fressen und genauso unterschiedliche Lösungsansätze. Die wichtigsten Regeln sind:
- Ursachen herausfinden! (allenfalls einen Hundeverhaltensberater hinzuziehen)
- Allergien herausfinden (z.B. via Bioresonanz)
- Ruhe und Zeit für die Fütterung einplanen
- Futter durch Suchspiele attraktiv und zu etwas Freudigem machen
- Qualitativ hochstehendes Futter verwenden (weich und saftig ist meist interessanter)